These boots are made for walking – ist das wirklich so? Was ein bekannter Liedtext suggeriert, möchten wir aus physiotherapeutischer Sicht genauer beleuchten.
Der Schuhmarkt ist riesig – es gibt Schuhe in allen Formen, mit dicken und dünnen Sohlen, sie sollen stabilisieren, der Gesundheit Vorteile verschaffen, oder einfach nur gut aussehen.
Aber schauen wir uns doch einmal das an, wofür Schuhe gemacht werden: unsere Füsse.
Füsse sind mit 28 Knochen, 33 Muskeln, 19 Bändern und 200.000 Nervenendigungen ein wahres Wunderwerk der Anatomie. Sie sind für vielfältige und komplexe Aufgaben ausgelegt – eigentlich. Von klein auf werden die Füsse in Schuhe gesteckt und verlieren somit oftmals Stück für Stück ihre ursprünglichen Fähigkeiten.
Sieht man sich die ursprüngliche Fussform auf der linken Seite an, so sieht man, dass die Zehen viel Platz haben, um sich zu entfalten und vor allem die Grosszehe in einer geraden Linie nach vorne zeigt. In den meisten konventionellen Schuhen hat der Fuss die Möglichkeit dieser Entfaltung nicht. Die Zehen werden zusammengedrückt (rechtes Bild) und die Muskulatur kann nicht mehr in ihrer gewohnten Art und Weise arbeiten.
Quelle: feelgrounds.com
Absätze, feste Sohlen, etc. arbeiten zusätzlich gegen die natürliche Fussform und lassen den Fuss seine komplexen Fähigkeiten verlieren. Schauen Sie sich einmal Ihre Schuhe an und vergleichen Sie diese mit der natürlichen Fussform auf dem linken Bild. Entspricht sie der Schuhform? Versuchen Sie zudem einmal, Ihre Grosszehe unabhängig von allen anderen Zehen zu bewegen. Schaffen Sie es? Dann haben Ihre Füsse noch eine wichtige Fähigkeit behalten.
Gerade in Städten ist es nun natürlich nicht realistisch, einfach seinen Alltag barfuss zu bewältigen. Auch ist es nicht ratsam, alle Schuhe wegzuschmeissen und sofort einen Marathon barfuss zu absolvieren. Welche Möglichkeiten Sie trotzdem haben, Ihren Füssen und somit dem ganzen Körper etwas Gutes zu tun und sich wieder mehr einer natürlichen Bewegung und Belastung anzunähern, das erfahren Sie in unserem nächsten Infoartikel.
Im letzten Artikel haben wir Ihnen die Vorteile vom barfuss Laufen aufgezeigt. Aber wie fängt man nun richtig an?
Den Füssen Zeit geben
Barfuss Laufen ist Training für die Fussmuskulatur. Und wie in jedem Training sollte man auch hier die Belastung langsam aufbauen.
Beginnen Sie langsam! Vielleicht versuchen Sie es erst einmal zu Hause und beginnen dann mit kurzen „Barfuss-Passagen“ beim Spazieren gehen. Auch solche kleinen Einheiten werden Ihren Füssen guttun. Üben Sie sich in Geduld und beobachten Sie, was mit Ihren Füssen passiert. Sie werden merken, wie sich die Füsse anpassen und es Ihnen immer einfacher fallen wird, ohne Schuhe zu laufen.
Den eigenen Körper als Feedback nutzen
Wie Sie im letzten Artikel bereits lesen konnten ist der Fuss mit sehr vielen Nervenzellen ausgestattet. Diese sind besonders dann aktiv, wenn ein direkter Kontakt zwischen Fusssohle und Boden besteht. Daher lautet die Devise: Wann immer möglich, sollten Sie tatsächlich barfuss laufen. Gerade jetzt im Herbst eignet sich dazu zum Einstieg auch der Wohnungsboden. Oder vielleicht mal im Wald für zwei Minuten die Schuhe ausziehen und den Untergrund spüren?
Auch wenn es sich am Anfang noch ungewohnt und vielleicht sogar unangenehm anfühlt – vertrauen Sie Ihrem Körper. Das Gangbild wird sich wie von alleine umstellen.
Barfussschuhe?
Der Markt an Barfussschuhen wächst in letzter Zeit immer mehr. Wie oben erwähnt, ist die beste Art barfuss laufen zu lernen das „pure“ barfuss Laufen. Doch gerade in der Stadt gibt es Gefahren durch Scherben, etc. In diesem Fall sind Barfussschuhe definitiv sinnvoll und können den Füssen Freiheit geben und sie trotzdem schützen. Und im Winter geben Sie Wärme und sind somit etwas komfortabler.