Unser Körper ist ein wahrer Anpassungskünstler. Das Gehirn, Organe, Muskeln, Knochen, Sehnen – alles kann sich an die verschiedensten Bedingungen anpassen. So hören blinde Menschen häufig ausserordentlich gut, Bewohner von hochgelegenen Berggebieten haben mehr Hämoglobin im Blut und Ausdauersportler ein vergrössertes Herzvolumen. Aber auch im alltäglichen Leben passt der Körper sich ständig an neue Begebenheiten an. Doch welche Voraussetzungen braucht es für solche Anpassungen?
Die wichtigste Voraussetzung: Es braucht einen Reiz, um Veränderung, also Anpassung zu schaffen. Nehmen wir ein simples Beispiel: Sie möchten gerne mit dem Joggen beginnen. Der allererste Lauf wird zunächst einen sehr grossen Reiz auf viele verschiedene Komponenten des Körpers darstellen: Die Beinmuskulatur muss einen ungewohnten Bewegungsablauf durchführen. Das Herz und die Lunge müssen den Körper mit mehr Sauerstoff und anderen Nährstoffen versorgen, als sie es aus dem normalen Alltag kennen und fahren somit ihre Arbeit hoch. Sehnen, Bänder und Gelenke erfahren bei jedem Schritt des Joggens mehr Belastung als beim Gehen. Das Resultat ist in der Regel immer dasselbe: Muskelkater. Dieser ist ein Zeichen dafür, dass ihr Körper eine ungewohnte Situation erfahren hat und sich nun anpasst. Bildlich können Sie sich das, was nun passiert, folgendermassen vorstellen: Der Körper merkt, diese neue Belastung war anstrengend, vermutlich hatte er Mühe, dieser Belastung standzuhalten. Um beim nächsten Mal dieser Belastung besser gewachsen zu sein, passt er sich an: Die Muskeln wachsen und werden funktionsfähiger für den Bewegungsablauf «Joggen», der Herzmuskel wird kräftiger, die Bänder und Sehnen widerstandsfähiger. Wichtig hierbei: Anpassungen passieren immer, aber bis Sie einen tatsächlichen Effekt verspüren, braucht es eine regelmässige Belastung. Ansonsten sieht der Körper keine Notwendigkeit in der Anpassung und fährt sie wieder runter. Und: Überlastung hat einen negativen Effekt auf die Anpassungsfähigkeit. Hier gilt als Faustregel, die Belastung um maximal 10% pro Woche zu steigern.
Diese Anpassungen passieren nicht nur beim Sport im klassischen Sinne. Hatten Sie beispielsweise eine Verletzung und waren gezwungen, sich zu schonen, passt sich der Körper im Anschluss wieder an die alltägliche Belastung neu an. So kann auch schon der erste Spaziergang nach einer längeren Phase ohne Belastung eine grosse Herausforderung für den Körper sein. Daher gilt auch – bzw. vor allem – hier: Geben Sie dem Körper Zeit, sich wieder an Ihren gewohnten Alltag anzupassen. Er wird sich anpassen, mit etwas Geduld und Augenmass. Ein Marathonläufer läuft nach einer Trainingspause auch nicht sofort wieder einen Marathon – er baut sein Training langsam wieder auf.
Und wieder einmal darf man sagen: «Der Weg ist das Ziel»!